Frank Strauß (1970-2024): Der Ratgeber der Fintech-Gründer | FinanceFWD (2024)

Frank Strauß ist nach einer steilen Karriere bei der Deutschen Bank und der Postbank in die Welt der Finanz-Startups eingetaucht. Nach seinem überraschenden Tod erinnern sich zwei prominente Wegbegleiter aus der Fintech-Szene an ihr Vorbild.

Tamaz Georgadze: „Ich war Projektleiter bei der Unternehmensberatung McKinsey als ich Frank vor vielen Jahren das erste Mal getroffen habe. Zu der Zeit war er gerade aus Indien zurückgekehrt und leitete das Privatkundengeschäft der Deutschen Bank in Deutschland. Er war nicht einmal zehn Jahre älter als ich – und hatte schon eine beeindruckende Karriere bei der Deutschen Bank hingelegt. Schon bei dem ersten Meeting hat mich seine Energie, sein Optimismus und seine unglaubliche Intelligenz hingerissen. Es ist schwer bei den leicht arroganten McKinsey-Beratern Eindruck zu schinden, aber Frank gelang es: Eine ganze Generation von Kollegen, mit denen er eng zusammengearbeitet hat, haben zu ihm aufgeschaut.

Keine Aufgabe war für ihn zu groß. Auch die Fusion zwei kolossal großer Geldhäuser, der Postbank und der Deutschen Bank, war eine Aufgabe, die er mit großer Begeisterung angepackt hat. Wir haben insgesamt sieben Jahre fast ununterbrochen zusammengearbeitet, ich zuletzt als Partner bei McKinsey, er als Vorstandsvorsitzender bei der Postbank. Ich erinnere mich noch genau, wie er bei meiner ersten Führungskräftetagung, tausende Menschen auf der Bühne mitgerissen hat. Oder wie wir die Nächte vor der Übernahme der Norisbank und Postbank gemeinsam durchgearbeitet haben.

Er hat seine Mannschaft immer fair behandelt

Anders als viele Manager, die ich im Banking erlebt habe, war Frank wirklich an seinen Leuten interessiert. Er hat Talente gefördert, er hat seine Mannschaft immer fair behandelt und auch in schweren Zeiten unterstützt. Ich war nicht der Einzige, der fast ein Jahrzehnt für und mit ihm gearbeitet hat – er hatte eine Schar von Ausnahmetalenten um sich versammelt, die ihm gefolgt sind. Frank war ein sehr guter Mensch, nicht nur ein brillanter Manager.

Zuletzt habe ich ihn nach einer mehrjährigen Pause wieder öfter gesehen. Er hatte Leidenschaft für das Thema Fintech entwickelt – wir tauschten uns in kleinem Kreis in Frankfurt und Berlin aus. Frank war auch als Fintech-Investor so begeisterungsfähig, ansteckend und brillant wie zuvor. Die Themen haben ihm sichtlich Spaß gemacht – seinen Plänen mangelte es nie an Ambition.

Nun ist Frank von uns gegangen, unerwartet und viel zu früh. Den Verlust und den Schmerz in Worte zu fassen, fällt mir schwer. Meine Gedanken sind bei seiner Frau und seinen zwei Kindern, die alles für ihn waren.

Ich werde Frank sehr vermissen. Ich wünsche vielen jungen Talenten das, was ich damals als 24-Jähriger „Young Professional“ bei Frank vorgefunden habe: einen brillanten und menschlichen Manager, zu dem man aufschauen und von dem man jede Woche aufs Neue lernen kann.“

Ramin Niroumand: „Frank Strauß war einer der wenigen Menschen, die in ganz unterschiedlichen Rollen Außergewöhnliches leisten. Sein Lebenslauf, der ihn vom Profi-Eishockeyspieler zum erfolgreichen Banker und schließlich zum versierten Investor führte, zeugt von seiner bemerkenswerten Fähigkeit, sich leidenschaftlich neuen Herausforderungen zu stellen. Ich durfte miterleben, wie er sich von einem der führenden deutschen Bank-Manager zum klugen und erfahrenen Investor wandelte.

Müheloser Wechsel in eine neue Rolle

Vielen CEOs fällt es schwer, das Ruder abzugeben und in die Rolle eines Beraters zu wechseln. Aber Frank konnte das. Es gelang ihm, sich ein neues Kapitel als Investor, Aufsichtsrat und Sparringspartner von aufstrebenden Fintech-Gründern aufzubauen. Bei meinem Wechsel als Fintech-Gründer zum Investor riet er mir: „Die Form ist nicht ausschlaggebend, wichtig ist, was du daraus machst.“ Er hatte immer das große Ganze im Blick.

Frank war einer der wenigen sehr erfolgreichen CEOs, die ich kennengelernt habe, die wirklich zuhören und auf die Situation des Gegenübers eingehen konnten – ohne dabei immer von ihren eigenen Heldentaten zu schwärmen.

Diese Gespräche werde ich vermissen. Noch am Mittwoch haben wir zusammen zu Mittag gegessen. Wir waren in viele gemeinsame Unternehmungen investiert; aus dem Stand heraus fallen mir mehr als fünf gemeinsame Startups ein, bei denen wir zusammengearbeitet haben. Auch dieses Mal sprachen wir bei Pasta und Wasser gerade über eine nächste mögliche Rolle. Es fühlt sich alles noch sehr unwirklich an.

Der nächste Termin war bereits geplant; ihn aus dem Kalender zu nehmen, fühlt sich falsch an. Ich werde ihn stehen lassen und ein Glas auf Frank erheben. In tiefer Dankbarkeit und mit großem Respekt.“

Tamaz Georgadze hat die Investmentplattform Raisin gegründet und aufgebaut, die in Deutschland unter der Marke Weltsparen bekannt ist und zu den wichtigsten Fintechs des Landes zählt.

Ramin Niroumand zählt zu den prominenten deutschen Fintech-Investor. Er hat mit Finleap die Firmenschmiede aufgebaut, aus der beispielsweise die Neobank Solaris und das Versicherungs-Startup Clark hervorgegangen sind. Zurzeit ist er Partner bei dem Wagniskapitalgeber Motive Partners.

Frank Strauß (1970-2024): Der Ratgeber der Fintech-Gründer | FinanceFWD (2024)

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